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Das Licht und die Wärme

nunc architectes l Alsace

Louis Piccon

nunc architectes experimentieren schon seit mehreren Jahren mit solaren Pufferräumen in ihren Projekten. Diese sind in der Fassade oder im Zentrum der Gebäude angeordnet und geben über den energetischen Effekt hinaus eine architektonische Antwort für die Nutzung im Rhythmus der Jahreszeiten und des Sonnenlichts.
Diese Räume dienen gleichermaßen dem Gebrauch und Komfort, sowie der reinen Energiegewinnung.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Architekturtage und in Kooperation mit dem Centre Culturel Français Freiburg.

Der Vortrag findet in französischer Sprache mit deutscher Übersetzung statt.

Das Haus als Heizung

Louis Piccon von nunc architectes über Licht und Wärme

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

Licht ist ein Lebenselixier. Ohne Sonne, den größten Heizkörper aller Zeiten, wäre es hier nicht nur sehr ungemütlich, sondern schlicht unmöglich zu leben. Was liegt näher, als diese Energie, die täglich – unterschiedlich stark, aber doch unermüdlich – auf uns herabscheint, so in der Architektur einzusetzen, dass man so gut wie keine künstlich erzeugte Wärme braucht?

Das französische Büro nunc architectes experimentiert schon seit über zehn Jahren mit technischen und energetischen Aspekten des Bauens. Da der Vortrag von Louis Piccon im Rahmen der trinationalen Architekturtage mit dem diesjährigen Schwerpunktthema „Lumière/Licht“ stattfand, ging der Mitgründer und Teilhaber von nunc architectes im Architekturforum besonders auf diesen Aspekt ein. Er stellte Projekte vor, in die solare Pufferräume eingebaut sind, die das ganze Gebäude thermisch versorgen: entweder als Doppel-Fassade, als Atrium im Zentrum der Gebäude oder als eine Art vorgelagerter Wintergarten.

Bei dem Prinzip der Doppel-Fassade ist vor die massive Außenwand an der Südseite mit etwas Abstand eine Glasfassade vorgelagert. In dem Zwischenraum entsteht Wärme wie in einem Treibhaus, die sich mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem im Rest des Hauses verteilt. Im Sommer entweicht die Hitze einfach über geöffnete Lüftungsschächte nach oben. Dieses Prinzip wurde zum Beispiel für den Neubau eines Gründerzentrums in der Bretagne, für ein Wohnhaus aus den 1950er Jahren in Straßburg und ein kleines archäologisches Museum im elsässischen Dehlingen angewendet. In der Bretagne, wo die Winter mild und kurz sind, kommt das Gebäude sogar ganz ohne Heizung aus. In Straßburg konnten durch das Glas vor der Bestandsfassade immerhin der Heizbedarf deutlich reduziert werden. In Dehlingen wird unterstützend Geothermie, Strom und Windkraft eingesetzt. Dort sollte die Ruine des ehemaligen Bürgermeisterhauses aus dem 17. Jahrhundert wieder aufgebaut werden. Die Architekten wählten für die tragenden Außenmauern den traditionellen, aber heute kaum mehr eingesetzten Stampflehm, die vorgesetzte Glas-Giebelfassade im Süden erinnert an Fachwerk. Der Lehm speichert die Wärme und gibt sie nach innen ab. Im Sommer sind die Innenräume angenehm kühl. Selbst im heißen August 2015 stieg das Thermometer nie über 25 Grad.

Auch gedeckte Atrien können das Licht einfangen und die Wärme an die Räume weitergeben, so etwa in Verwaltungsgebäuden, Altersheimen oder Schulen. Ein Gründerzentrum in Cernay, ein Holz- und Glasbau, der die Freiburger Solarfabrik zum Vorbild hat, erhielt einen über zwei Geschosse verlaufenden Vorraum. Das denkmalgeschützte Gerichtsgebäude in Haguenau – eine ehemalige deutsche Kaserne – erhielt einen Vorbau aus Glas und Cortenstahl, der als Eingangshalle und Warteraum dient. Ein kleines Wohnhaus in Sparsbach kommt auf Wunsch der Bauherren fast ganz ohne technische Ausstattung aus: Sie wollten ausdrücklich mit den Jahreszeiten und dem natürlichen Rhythmus leben und nahmen dafür auch einen im Winter kühleren Vorraum in Kauf, der als Puffer dient. Ein Kaminofen in der Mitte des Wohnzimmers ist die einzige Heizung und wärmt auch die zweite Etage. Ein kleines Modellprojekt, das vielleicht am extremsten auf den Rhythmus der Jahreszeiten und des Sonnenlichts reagiert.

Louis Piccon, nunc architectes | Alsace

Das französische Büro nunc architectes ist seit seiner Gründung 1989 dezentral organisiert. Es hat Sitze im Elsass, in der Bretagne und in Haute Savoie, später kam Paris dazu. Die acht Partner mit 24 Mitarbeitern arbeiten mit solaren Pufferräumen in ihrer Architektur. Diese Energiegewinnungszonen sind nach Möglichkeit auch nutzbare Räume.

Seit 2006 ist es Tradition, dass jedes Jahr ein Architekturbüro aus Frankreich zu Besuch kommt. Louis Piccon hat diese kleine Reihe damals eröffnet. Diese Veranstaltung fand im Rahmen der Architekturtage und in Kooperation mit dem Centre Culturel Français Freiburg statt.

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