Licht und Schwere | Lumière et gravité

Marc Mimram | Paris

Marc Mimram praktiziert das Metier des Architekten mit ebenso großer Virtuosität wie das des Statikers. Ob es um Brücken geht oder um Gebäude, es ist die gleiche Haltung, mit der er den Bauaufgaben begegnet, die gleiche Sorgfalt, die er Konstruktion und Material, Raumbildung und Lichtführung widmet. So entstehen Projekte von unvergleichlicher Eleganz und Leichtigkeit.

Vortrag in französischer Sprache mit Übersetzung ins Deutsche.

Par ses réalisations, Marc Mimram, architecte et ingénieur, a montré son intérêt pour une architecture savamment construite, par le développement de structure raisonnée dans lesquelles la part du paysage, de la lumière et de la matière complète la raison statique. Ses projets démontrent son attachement à la transformation du monde de manière attentive et généreuse.

Conférence en langue française avec traduction en allemand.

Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Architekturtage 2017 “Changer la ville, changer la vie / Die Stadt ändern, das Leben ändern” des Europäischen Architekturhauses statt.

Kooperation | MEA | Centre Culturel Français Freiburg

Gefördert von | Mohnke-Höss Bauingenieure Freiburg

Himmel und Erde, Menschen und Götter
Der Pariser Architekt Marc Mimram über Licht und Schatten, Leichtigkeit und Schwere

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

Seit seine Passerelle Solférino (1999) in Paris so bekannt wurde, assoziiert man Marc Mimram mit Brücken, also klassischen Ingenieurbauten. Dabei ist Marc Mimram nicht nur Bauingenieur, sondern auch Architekt. Das ist ungewöhnlich, denn die beiden beruflichen Sparten, die künstlerische und die technische, sind seit dem 19. Jahrhundert getrennt. Außerdem ist er auch Mathematiker und Philosoph. Diese Vielseitigkeit erlaubt es ihm, seine Bauaufgaben nicht nur auf die Tragwerksplanung oder Ästhetik zu reduzieren, sondern universeller zu betrachten. Ob Brücken oder Bauten im Stadtgefüge: Marc Mimram begegnet seinen Projekten stets mit der gleichen Haltung.

In Straßburg, also praktisch vor der Freiburger Haustür, stehen sowohl ein Architektur- als auch ein Ingenieurprojekt von Mimram: die Ecole Nationale Supérieure d’Architecture (ENSA, 2014) und die Passerelle des Deux Rives über den Rhein zwischen Straßburg und Kehl, die anlässlich der grenzüberschreitenden Landesgartenschau 2004 als Symbol für das zusammenwachsende Europa errichtet wurde. Bei der neuen Architekturschule in Straßburg war es ein Anliegen von Mimram, eine Verbindung zum und in den öffentlichen Raum zu schaffen: wie kommt die Stadt in die Schule? Zum einen ermöglichen große Fenster Ausblicke auf die Stadt und das Münster, vor allem aber ist die Tragstruktur der aufgeständerten Vorlesungsräume sichtbar. Sie umspielt nur eine halbtransparente Aluminiumhülle wie ein Vorhang. Das macht das Gebäude nicht nur von außen – und vor allem bei Nacht – transparent sondern die Studierenden können so auch „die Konstruktion ablesen und ihren Sinn erkennen“, so Mimram.

Eine Brücke ist eine urbane Verankerung.

Marc Mimran

Auch bei anderen Projekten achtet Mimram auf das Umfeld und wie sich dieses durch die Architektur verändert - und immer schimmert ein Wechselspiel von Licht und Schatten, Leichtigkeit und Schwerkraft durch. Auch wenn es bei den vorgestellten neuen Bauten, wie etwa dem Bürohaus Panorama in Paris, das die Gleise einer Bahnlinie überspannt, dem neuen TGV-Bahnhof in Montpellier (beide 2017) oder den vielen Sporthallen vor allem um diese Haltung geht, und Mimram sich dezidiert als hybrid bezeichnet, so merkte man doch: seine Leidenschaft gilt den Brücken. Brücken haben eine starke Symbolkraft, und sie können die Topografie, die Landschaft, die Orientierung verändern: „Brücken verbinden Erde und Himmel, Götter und Menschen“, zitierte Mimram den Freiburger Philosophen Martin Heidegger.

Bei der Feng Hua-Brücke in Tianjin (2006), die erste, die das Büro in China baute, lenken kleine Segel einerseits das Licht der Struktur und lassen sie spielerisch leicht wirken, andererseits stabilisieren sie die schlanken Bögen. Die Liu Shu-Fußgängerbrücke in Yangzhou (2010) ist eine gefaltete Stahltafel, die sich in ihrer Mitte in leichtem Bogen wie ein Balkon verbreitert.

Marc Mimram | Paris

Vor dem Hintergrund, dass im 19. Jahrhundert der bis dahin universelle Beruf des Architekten in den künstlerischen und technischen Bereich aufgeteilt wurde und sich in der Folge immer komplexer aufspaltete, mutet die Ausbildung des französischen Architekten Marc Mimram geradezu anachronistisch an: er ist nicht nur Bauingenieur und Architekt, sondern auch Mathematiker und Philosoph mit Hochschulabschlüssen in Berkeley und Paris. Seine Fachgebiete betrachtet er als Einheit. Sein 1992 gegründetes Büro hat zahlreiche Hochbau- und Infrastrukturprojekte in Frankreich und weltweit realisiert und viele Preise und Auszeichnungen erhalten, darunter 2013 den renommierten Aga-Khan-Architekturpreis.

Diese Veranstaltung fand im Rahmen der Architekturtage 2017 „Changer la ville, changer la vie / Die Stadt ändern, das Leben ändern” des Europäischen Architekturhauses (MEA) in Straßburg und in Kooperation mit dem Centre Culturel Français (CCF) in Freiburg statt.

Marc Mimram | Paris
www.mimram.com