• © Thomas Kunz

Gestaltungsbeirat – wozu?

Es diskutieren

  • Hermann Vogler | Oberbürgermeister a.D. von Ravensburg
  • Prof. Carl Fingerhuth | Architekt, Stadtplaner und Autor, Basel/ Zürich, Mitglied in vielen Gestaltungsbeiräten
  • Dr.-Ing. Eckart Rosenberger | Architekt BDA, Stadtplaner, Fellbach, Mitglied in zwei Gestaltungsbeiräten
  • Moderation | Dr. Wulf Rüskamp Ressortleiter und Redakteur der Badischen Zeitung

Viele Städte haben mittlerweile einen Gestaltungsbeirat. Auch für Freiburg stellt sich die Frage:
Was kann eine externe Beratungsinstanz für eine qualitätvolle Architektur und Stadtplanung leisten?
Braucht Freiburg ein Gremium, das imstande ist, Empfehlungen zu geben, die nicht nur gestalterische Gesichtspunkte betreffen, son­dern auch den städtebaulichen Kontext, ökologische Kriterien und wirtschaftliche Interessen berücksichtigen?

Eine Veranstaltung von Architekturforum Freiburg e.V. und Architektenkammer Baden-Württemberg, Kammergruppe Freiburg sowie BDA Kreisgruppe Freiburg / Breisgau-Hochschwarzwald.

Braucht Freiburg einen Gestaltungsbeirat?

Fachleute debattieren über Sinn und Zweck eines Gremiums, das Freiburger Bauprojekte beurteilt: was kann es leisten und was sind die Anforderungen?

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications


Köln, Konstanz, Münster oder Mannheim: Rund 40 Städte in Deutschland haben einen Gestaltungsbeirat. Auch Freiburg stellte sich die Frage: Was kann eine externe Beratungsinstanz zu einer qualitätsvollen Architektur und Stadtplanung beitragen? Kann ein solches Gremium Empfehlungen geben, die über gestalterische Gesichtspunkte hinausgehen? Kann es überhaupt den städtebaulichen Kontext, ökologische Kriterien und wirtschaftliche Interessen beurteilen?

Um diese Fragen öffentlich zu diskutieren, lud das Architekturforum Freiburg e.V. gemeinsam mit der Architektenkammer BW und bda Experten aus anderen Städten ein, die aus ihrer Erfahrung berichten und so neue Impulse geben konnten. Hermann Vogler, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Ravensburg, kann aus seiner Arbeit mit dem Ravensburger Gestaltungsbeirat einen solchen nur empfehlen. Carl Fingerhuth, der als ehemaliger Kantonsbaumeister von Basel das heutige Stadtbild Basels entscheidend mitprägte und ein international gefragter Juror ist, wusste aus solchen Gremien viel zu berichten – ebenso wie Eckart Rosenberger, Architekt BDA und Stadtplaner aus Fellbach. Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag erhoffte sich, dass ein Beirat zu einer Versachlichung der Diskussionen beiträgt, wenn es um größere Entscheidungen in Freiburg geht. Moderiert wurde das Gespräch von BZ-Redakteur Wulf Rüskamp

Über den positiven Nutzen eines Gestaltungsbeirats war man sich schnell einig. Er kann bereits in der Planungsphase beraten, mit Investoren und Bauverwaltung sprechen, Bedürfnisse der Bürger und Anwohner berücksichtigen, also vermitteln und schließlich eine unabhängige Empfehlung abgeben. Diskussionsbedarf gab es bei den Details: Wie groß soll solch ein Gremium sein, wie soll es aufgebaut sein? Sollen die Debatten öffentlich stattfinden und wie groß darf die Beteiligung sein? Sind die Entscheidungen bindend oder soll der Beirat nur eine beratende Funktion haben? Ob die Ratschläge des Gestaltungsbeirats für Investoren und politische Entscheider bindend sind oder nicht, dafür gibt es verschiedene Modelle und Meinungen. Baubürgermeister Haag tendierte zu unverbindlichen Empfehlungen. Die drei geladenen Experten konnten einen Gestaltungsbeirat aus eigener Erfahrung befürworten. Zwar bedeute dies auch eingien Aufwand, doch er lohne sich, wenn der Beirat frühzeitig in die Prozesse eingebunden wird. Rosenberger ist überzeugt: „Die Alltagsarchitektur wird deutlich verbessert, spätestens nach zehn Jahren man es einer Stadt an“. Wichtig sei jedoch, da waren sich alle einig, den Gestaltungsbeirat nicht mit Aufgaben zu überfrachten und keine politischen Entscheidungen zu erwarten.

Gestaltungsbeirat – wozu?

Hermann Vogler | Oberbürgermeister a.D. von Ravensburg
Prof. Carl Fingerhuth | Architekt, Stadtplaner und Autor, Basel/ Zürich, Mitglied in vielen Gestaltungsbeiräten
Dr.-Ing. Eckart Rosenberger Architekt BDA | Stadtplaner, Fellbach, Mitglied in zwei Gestaltungsbeiräten
Moderation | Dr. Wulf Rüskamp | Ressortleiter und Redakteur der Badischen Zeitung

In der Zwischenzeit hat sich viel getan: Der Freiburger Gemeinderat hat nach dieser Diskussionsrunde im Juli 2013 beschlossen, einen Gestaltungsbeirat einzurichten. Die Stadt stellt dafür seit 2014 jährlich 50.000 Euro plus anderthalb Personalstellen für das Gremium bereit. Dieses hat seine Arbeit im Februar 2014 aufgenommen und ist zunächst für drei Jahre bestellt. Der Freiburger
Gestaltungsbeirat besteht aus den Architekturprofessoren Jórunn Ragnarsdóttir (Stuttgart), Zvonko Turkali (Frankfurt), Tobias Wulf (Stuttgart), der Stadtplanerin Miriam Weyell (Zürich) und dem Professor für Landschaftsarchitektur Wigbert Riehl (Kassel). Vorgabe: Die Mitglieder selbst dürfen in Freiburg nicht planen und bauen.