Die poetische Maschine - Einfachheit der Funktion und Emotionalität der Form
DeA architectes | Mulhouse
Guillaume Delemazure
Die architektonische Arbeit von DeA architectes wird durch den Standort im Dreiländereck beeinflusst, der vom regen Austausch technischer und künstlerischer Kulturen geprägt ist. Das Büro versteht jedes seiner Projekte als eine Abfolge von Analyse- und Gestaltungsprozessen. Jeder Schritt trägt dabei zur Form und Materialisierung des Projektes bei. Durch einen intensiven Austausch des Projektteams in der Realisierungsphase werden Wege gefunden, über den einfachen Gebrauch der bekannten Materialien hinauszugehen und diese zu modifizieren und anzupassen für eine Gebäudehülle bzw. Elemente, die den spezifischen Charakter des Projektes ausdrücken.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Centre Culturel Français Freiburg sowie im Rahmen der trinationalen Architekturtage statt.
Effiziente Gebäudetechnik gut verpackt: das Haus als poetische Maschine
Guillaume Delemazure von DeA architectes über Form, Funktion und Fassade
von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications
Wenn Guillaume Delemazure aus Mulhouse von Gebäudehüllen und ihren Oberflächen spricht, beruft er sich gerne auf die Tradition der oberrheinischen Fassadenmalerei und Textilindustrie. So auch in seinem Vortrag, zu dem ihn das Architekturforum Freiburg e.V. gemeinsam mit dem Centre Culturel Français eingeladen hat. Aus seiner früheren Arbeit bei Herzog & DeMeuron übernahm Delemazure das Experimentieren mit der Materialoberfläche. Er kombiniert diese Erfahrungen mit seinem eigenen technisch-wissenschaftlichen Ansatz, Form, Funktion und Fassade zu analysieren und am Modell zu erproben. Sein Ziel: Gebäudehüllen mit einer poetischen Ausdruckskraft zu entwickeln.
Das alte Zollhaus im elsässischen Lauterbourg an der deutsch-französischen Grenze ist Wahrzeichen und Sitz des grenzüberschreitenden EU-Projekts Regio Pamina. Eine Achse sollte den neuen Erweiterungsbau mit dem alten Gebäude von 1922 wie die beiden Länder miteinander verbinden. Der Neubau selbst ist ein schlichter Kubus, jedoch mit einem raffinierten technischen Konzept: Die Hülle aus Holz und Glas verändere sich mit den verschiedenen Lichtsituationen derart, dass das Gebäude tagsüber wie ein Spiegel und nachts wie eine Laterne wirke, so Delemazure. Diese poetische Außenwirkung kontrastiert mit dem technischen Kern: das Gebäude ist ein Plus-Energiehaus.
Einen ähnlichen Kontrast von Form, Funktion und Fassade soll das Forschungszentrum der medizinischen Fakultät in Straßburg bilden. Dieses soll ab 2016 Laboratorien auf höchstem technischen Stand beherbergen und direkt an Fakultät und Uniklinik angebunden sein. DeA gliederte eine schlichte Gebäudeform um ein Atrium herum. Im Gegensatz dazu glänzt die Fassade mit einem mehrfarbigen Metall-Lamellensystem. Die zum Teil beweglichen Lamellen öffnen oder schließen sich je nach Tageslichteinfall, so dass sich an der umlaufenden Fassade ein sich stets veränderndes Motiv bildet.
In einem vernachlässigten Stadtteil von Versailles sollte eine ehemalige Schule aus den 1960er Jahren zu einem Gründerzentrum für junge Unternehmen umgewandelt werden und der Hochhaussiedlung samt neu gestalteten Außenräumen ein neues Zentrum geben. Im Innern war das Tragwerk so konstruiert, dass mobile Trennwände aus Holz eingebaut werden konnten: so können die Büroflächen flexibel und effizient verändert werden. Viele kleine Treppen verbinden die vielen Begegnungszonen, die den Austausch der Betriebe untereinander erleichtern. Das Gebäude umschließt eine perforierte Metallhülle mit stilisierten Motiven von Montgolfieren, ein Hinweis auf die Geschichte der Stadt: hier startete der erste Ballon mit Passagieren. Auch diese transparente Hülle verändert sich die je nach Tageslicht.
Alle diese Projekte, betonte Delemazure, konnten sehr kostengünstig realisiert werden. Lediglich die Fassaden seien kostenintensiver: Auf deren Gestaltung lege das Büro lege großen Wert, denn schließlich finde über die Fassade eine Kommunikation mit der Architektur statt. Poetische Strahlkraft außen, eine technisch ausgeklügelte, effiziente Maschine im Verborgenen und einfache Baukörper, verbunden mit Bezügen zur lokalen Umwelt: so lässt sich die Arbeit von DeA architectes charakterisieren.
G. Delemazure, DeA architectes l Mulhouse
Das Büro DeA architectes wurde 2007 von Guillaume Delemazure mit Sitz in Mulhouse gegründet. Das internationale Architektenteam lässt sich stark vom Charakter der Dreiländerregion am Oberrhein und ihren Städten inspirieren: die Kunst- und Kulturstadt Basel, auch als Stadt der Architektur international bekannt, Mulhouse, das sich durch seine Industriegeschichte auszeichnet, und Freiburg, das sich als Green City weltweit einen Namen gemacht hat. Der ideale Nährboden für ein internationales Ingenieur- und Architektenteam.
DeA architectes | Mulhouse
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