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MakeUpDeSign - Erzählende Räume

Sägenvier l Dornbirn

Sigi Ramoser

Sägenvier ist ein Büro für Designkommunikation aus Dornbirn und betätigt sich in sämtlichen Disziplinen dieses Bereichs. Sigi Ramoser zeigt zu einer dieser Disziplinen, der Signaletik, die sich mit Leit- und Orientierungssystemen beschäftigt, nationale und internationale Arbeiten in einem architektonischen Kontext. Neben den vorgestellten Projekten wird es Anregungen geben, wie diese Fachplanung in Zukunft mehr Selbstverständnis erfährt und wie sie rechtzeitig in die Planungsprozesse aufgenommen werden kann.

Hier gehts lang!

Sigi Ramoser von Sägenvier stellt die junge Disziplin Signaletik vor

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

Jeder hat das schon einmal erlebt: Man steht in der Bahnhofshalle oder im Flughafen und findet das Schild zum Ausgang nicht. Kein Wunder: man steht genau darunter. Ein klassischer Fall von nicht durchdachter Signaletik.

Signaletik ist eine sehr junge Disziplin und befasst sich mit Orientierungssystemen. Diese sollen Menschen dabei unterstützen, sich an Orten zurecht zu finden. Das bedeutet weit mehr als nur Schilder anzubringen: man kann Wege inszenieren, dafür sorgen, dass sich Menschen an einem Ort wohl fühlen und intuitiv den richtigen Weg gehen. Es geht um visuelle Kommunikation. Deshalb ist es hilfreich, wenn Architekten sich bereits im Planungsprozess über Wegeführung und Raumordnung Gedanken machen und Gestalter mit einbeziehen – zumindest, wenn es zu einer integrativen Lösung kommen soll. Gelungenes Beispiel der kompletten Verschmelzung von Zeichen und Raum, von der Zusammenarbeit von Architekten und Grafikern ist nach Sigi Ramoser das Forschungs- und Entwicklungszentrum Adidas Laces in Herzogenaurach (Architektur: kadawittfeldarchitektur, Aachen, Signaletik: büro uebele, Stuttgart). Hier waren die Gestalter von vornherein integriert, und so konnte sogar die Schrift als Wand konzipiert werden: Buchstaben verdichten sich zu reliefartigen Wandbildern oder formen sich zu Raumtrennungen.

Doch es geht auch einfacher. Anhand von zahlreichen internationalen und eigenen Projekten zeigte Sigi Ramoser im Architekturforum, auf wie viele verschiedene Weisen man den Weg zum Ziel machen kann. So fängt es schon bei der richtigen Dimensionierung an: ein großes Werbeschild mag im Schilderwald von Los Angeles angebracht sein, nicht aber auf dem eher reizarmen Land. Ob auf Plätzen oder in öffentlichen Räumen, ob Schule oder Museum, Krankenhaus oder Büro: Die Gestaltung des Raums muss zur Gefühlswelt der Besucher und Passanten passen. Sind sie eher in Eile und gestresst oder haben sie Muße und müssen gar Wartezeiten überbrücken? Mit Materialität und Farbe, Typografie oder Piktogrammen können die Grafiker darauf eingehen. Man kann Licht auf Flächen projizieren, wie etwa im Vorarlbergmuseum in Bregenz (Architektur: Cukrowicz Nachbaur, Signaletik: Sägenvier). Auch Film kann als Medium eingesetzt werden, wie es Ruedi Baur passenderweise in der Cinémathèque française in Paris (Architektur: Frank O. Gehry) umgesetzt hat: hier sind die Wände unberührt von Schildern, und nachts ist alles verschwunden. Den technischen Möglichkeiten sind inzwischen kaum Grenzen gesetzt.

Signaletik kann auch, gemeinsam mit der Architektur, die Corporate Identity eines Unternehmens unterstützen: Für T-Mobile, das Menschen an verschiedenen Orten miteinander verbindet, wurden miteinander vernetzte Städtenamen zum Grundthema gemacht. Die Architektur- und Bildsprache wird so zur Building Identity, Signaletik wird zum Bindeglied zwischen Marketing und Architektur.

Ein sehr erfolgreiches Projekt von Sägenvier war die Volksschule in Tschagguns (Österreich): diese wurde mit Symbolen ausgestattet, die die Kinder selbst gezeichnet hatten. Die Grafiker brachten die Handskizzen und Entwürfe direkt auf die Materialien der Architektur auf. Die Piktogramme und Zeichen wirken lebendig, und die Kinder können sich mit ihrer Schule identifizieren. Das Projekt hat viele Preise gewonnen.

Sigi Ramoser betonte, dass die Signaletik das Wesentliche in der Architektur unterstützt und präsentiert, nicht verändert. Der Vortrag war auch als Plädoyer für die frühe Einbeziehung der Grafiker in den Planungsprozess der Architekten zu verstehen – so dass nicht erst dann darüber nachgedacht wird, wenn die Hauptplanungsaufgaben bereits erledigt sind und dem Grafiker tatsächlich nur noch die Möglichkeit bleibt, Schilder an die Türen anzubringen.

Sigi Ramoser, Sägenvier | Dornbirn
Sägenvier ist ein Büro für Designkommunikation rund um Sigi Ramoser aus Dornbirn/Österreich und betätigt sich seit 27 Jahren in sämtlichen Disziplinen dieses Bereichs. Gut 20 Leute arbeiten in und um Sägenvier: Grafik-DesignerInnen, TexterInnen, Web-DesignerInnen, IndustriedesignerInnen, SounddesignerInnen, Marketing- und KommunikationsberaterInnen. Signaletik-Projekte u.a.: Vorarlbergmuseum Bregenz, Montforthaus Feldkirch, Gebrüder Weiss Lauterach, Volksschule Tschagguns

Sägenvier DesignKommunikation | Dornbirn
www.saegenvier.at