• Neues Rathaus im Stühlinger © Yohan Zerdoun
  • Neues Rathaus im Stühlinger © Yohan Zerdoun

Neues Rathaus im Stühlinger

Der Countdown für das neue Rathaus im Stühlinger ist fast beendet: Nach dem Richtfest im Dezember 2015 sind im Frühjahr 2016 die Fassadenarbeiten so gut wie fertig gestellt. Als nächstes werden die Photovoltaikmodule außen am Gebäude montiert. Im Inneren des Gebäudes laufen die Arbeiten ebenfalls auf Hochtouren: der Einbau der Gebäudetechnik ist weit fortgeschritten und die Ausbaugewerke wie Trockenbau, Gipser, Maler und Estrichbauer arbeiten sich geschossweise vor. Im Aussenbereich werden Tiefbau- und Leitungsarbeiten rund um das Gebäude für die Ver- und Entsorgung verlegt, diese Arbeiten sollen im Mai 2016 abgeschlossen sein.
Das Rathaus soll Ende des Jahres bezugsfertig sein.

Künftig werden im neuen Rathaus im Stühlinger insgesamt 840 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Platz finden.

Ein Rathaus für alle

Nach der UB im Jahr zuvor führte der diesjährige Ortstermin wieder zu einer Freiburger Großbaustelle – dem Rathaus im Stühlinger

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

Das Rathaus ist das Herz der Stadt. In Freiburg verteilt es sich auf sechzehn Standorte und wird im März 2017 in den Stühlinger verlegt. Schon seit einiger Zeit kann man ihm beim Wachsen regelrecht zuschauen. Etwa ein halbes Jahr vor Fertigstellung des ersten Bauabschnitts lud nun das Freiburger Architekturforum Mitglieder und Interessierte zur Baustellenbesichtigung ein. Das Interesse war groß: innerhalb von drei Stunden war der Termin ausgebucht.

Die 40 Teilnehmer ließen sich von Johannes Klauser, Leiter des Amts für Gebäudemanagement und der Projektleiterin Manuela Riesterer durch deren eigenen künftigen Arbeitsplatz führen. Schon jetzt ließ sich erkennen, dass das Konzept aufgeht, wofür die Wettbewerbs-Jury den Entwurf von Christoph Ingenhoven so lobte: Die drei ovalen Baukörper in einem Park sind nach allen Seiten offen und erlauben so Durchblicke und Sichtachsen, die die Ankommenden regelrecht anziehen. Das neue Rathaus will ein offenes Haus für alle Bürger sein, in dem man sich leicht orientieren kann. Doch zunächst ging es in dieser Führung erst einmal um die erste Rotunde mit Bürgerservicezentrum im Erdgeschoss und Büros für insgesamt 840 Mitarbeiter. An diesem Bau waren die Fassadenarbeiten schon so gut wie fertiggestellt, die Photovoltaikmodule teilweise montiert. Der Einbau der Gebäudetechnik war weit fortgeschritten, Gipser, Maler, Estrichbauer arbeiteten sich gerade geschossweise vor.

Die etwa 1.000 Besucher, die das Erdgeschoss später täglich betreten werden, werden einen weiten Raum vorfinden, an dem es offen einsehbar mehrere Anlaufstellen, Beratungs- und Informationsbereiche mit etwa 90 Arbeitsplätzen gibt. Durch eine Glaskuppel im Innenhof fällt Tageslicht in den hellen und freundlichen Raum: Terrazzoboden, Oberflächen und Möbel werden vor allem beige, hellgrau und weiß sein. Einen 47 Meter langen Abschnitt der vier Meter hohen Wand wird ein Werk der Künstlerin Schirin Kretschmann zieren. Ein Wandrelief aus doppeltem Glas wird mit leuchtend gelber Farbe beschichtet und dann von Hand in großzügiger Geste an manchen Stellen wieder frei gekratzt, sodass zusammen mit dem Licht lebendige Effekte entstehen. Die Entscheidung für das Kunstwerk fiel in einem Kunst-am-Bau-Wettbewerb.

Die Verwaltungsmitarbeiter in den fünf darüber liegenden, nicht öffentlichen Etagen werden offene, kommunikative und barrierefreie Arbeitsplätze vorfinden. Die einzelnen Büros orientieren sich an den Fenstern der Außenfassade und gruppieren sich um Meeting Points. Manche Büros sind offen oder durch Glaswände abgetrennt. Teamarbeit und die Bildung von Projektgruppen sind ausdrücklich erwünscht, die Architektur soll dem flexiblen und transparenten Arbeiten entgegen kommen. Auch hier ist die Ausstattung hell und freundlich. Trennwände können nach Bedarf versetzt werden. Das Stadtplanungsamt wird im 5. Stock sitzen, Baubürgermeister Martin Haag wird von seinem Büro aus den Blick über „seine“ Stadt schweifen lassen können. Ganz oben auf dem Dach schließlich befindet sich die Photovoltaik-Anlage, die den Hauptenergie-Ertrag für das Netto-Plusenergiegebäude liefern wird: es wird mehr Energie erzeugen, als es von außen benötigt. Weitere Solarpaneele gliedern die Südseite der Glasfassade, an den Schattenseiten sind die Paneele aus Lärchenholz.

ingenhoven architects | Düsseldorf

Bereits 1996 hatte OB Böhme vorgeschlagen, dass es statt der sechzehn dezentralen Standorte eine Verwaltungskonzentration an einem Ort geben soll. Ziel war, die Ämter zu bündeln und durch kürzere Wege Kosten zu sparen. Die Bürger sollten eine zentrale Anlaufstelle für ihre Anliegen bekommen. „Wir haben sehr darum gekämpft, dass es einen Wettbewerb gibt“ sagte Johannes Klauser vom städtischen Gebäudemanagement. Diesen gewann das Düsseldorfer Büro ingenhoven architects vor 15 anderen Teilnehmern aus ganz Europa. Besonders überzeugend fand die Jury die Gliederung in drei Ovale in einem Park, die das Rathaus zu einem einladenden, offenen und durchlässigen Ort machen. Das erste Oval soll im März 2017 bezugsfertig sein und wird etwa 78 Millionen Euro kosten.

ingenhoven architects | Düsseldorf
www.ingenhovenarchitects.com