• © Bruun & Möllers
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Auf den zweiten Blick

Bruun & Möllers l Hamburg

Bertel Bruun

Bertel Bruun (*1964) ist ausgebildet an der Königlichen Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. Er ist seit 1995 als selbständiger Landschaftsarchitekt tätig und betreibt mit Moritz Möllers das Büro Bruun & Möllers mit Sitz in Hamburg.
Gestaltete Freiräume prägen unseren Blick auf die Welt, genauso wie sie Gemeinschaft konstituieren. Als Räume 'dazwischen' sind sie eher diffus und stellen als Antithese einen Gegensatz zu unserer objektbezogenen Betrachtung der Welt dar. Gerade dieses flüchtige, verletzliche Element entwickelt aber eine besondere suggestive Kraft die meist im Verborgenen wirkt.
Als Spaziergang bietet der Werkbericht einen Einblick in die Arbeit des Landschaftsarchitekten als Raumkünstler und illustriert seine Gedanken zu Material und Prozess. Die dabei gezeigten, im In- und Ausland realisierten Projekte verbindet die Sehnsucht nach einer poetischen Auseinandersetzung mit dem Begriff Raum.

Denken zwischen den Räumen

Bertel Bruun von Bruun & Möllers über das Diffuse und Flüchtige von Freiräumen

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

Was ist Freiraum? Ist es der grenzenlose Raum oder einfach der Raum zwischen den Gebäuden? Ein Bauplatz oder die weite Landschaft? Der Begriff scheint sich jeder Definition zu entziehen, selbst Freiraumgestalter sprechen unter Kollegen nicht immer vom Gleichen.. Im Architekturforum demonstrierte der aus Dänemark stammende Landschaftsarchitekt, dass auch ein Freiraum nicht ohne Grenzen funktioniert und lehrte das zahlreich erschienene Publikum, zwischen den Räumen zu lesen und mit den eigenen Bildern im Kopf zu arbeiten.
Eines der ersten Projekte, die das Büro in den 1990er Jahren realisieren durfte, ein Schulhof im Hamburger Stadtteil Veddel, hat mit Grenzen zu tun, nämlich mit Geld. Da der Hof aus Budgetgründen asphaltiert sein sollte, blieben nicht viele Gestaltungsmöglichkeiten übrig. Das Büro entschied sich, aus dem Hof eine richtige Topografie mit Hügeln und Senkungen zu machen. Der Hof wurde zum Freiraum, in dem die Kinder über die Füße, das Ertasten des Bodens eine andere körperliche Wahrnehmung als auf der ebenen Fläche haben, ähnlich wie in der Natur. Nur an einer Stelle befindet sich ein weißer Fleck. Die Kinder haben das sofort verstanden und diesen als Ruhezone angenommen, ebenso wie sie an einer Art Holztribüne ihrer Kletterlust frönen anstatt zuvor an einem acht Meter hohen Zaun. „Das sind die Spiele, die uns bei unserer Arbeit antreiben“, kommentierte Bruun diesen Effekt.
Für das Bank-Carré an der Mainzer Straße in Frankfurt hatte Bruun ein ganz konkretes Bild im Kopf: In China stellt man bei Verhandlungen immer einen Topf mit Gras auf den Tisch. Er soll daran erinnern, dass alle Komponenten der Welt überall und die Grenzen fließend sind. Die Biegsamkeit des Grases soll ein Vorbild sein. Diese vielschichtige philosophische Komponente wollte Bruun den Bankangestellten in übertragener Form mit auf den Weg geben. Bruun & Möllers integrierte in das Bürogebäude 32 kleine Wintergärten mit exotischen Pflanzen aus aller Welt – 32 kleine Rasentöpfe, die ein kurzes Innehalten in der Geschäftswelt ermöglichen sollten. (Jedoch wurden diese von den Angestellten als Macht über die ganze Welt interpretiert.) Auch diese Räume sind gewissermaßen Freiräume, „weil sie keine andere Bestimmung haben als nur da zu sein“.
Das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz bei der Humboldt-Universität in Berlin ist für Bruun „ein geniales Konzept, mit Raum umzugehen“, denn unter der einsehbaren Glasplatte befinden sich leere Regale, die die im Jahr 1933 auf diesem Platz verbrannten 20.000 Bücher aufnehmen könnten.
Diesen Gedanken, etwas nur subtil anzudeuten, das nicht mehr besteht, begleitete ihn in Hamburg bei der Gestaltung des ehemaligen Domplatzes. Dort deuten in einem temporären Garten Stahlblechskulpturen die Wallanlagen der ehemalige Hammaburg – die Keimzelle Hamburgs – an, und die in der Nacht beleuchteten Sitzkissen markieren den Verlauf der fünfschiffigen Marienkirche, die bis zum 19. Jahrhundert an dieser Stelle stand.
Hinter der Umwandlung eines ehemaligen Friedhofs in Harburg hatte Bruuns das Bild vor Augen, dass das Betreten eines Friedhofs eine Schwelle in ein anderes Reich ist. Mit einfachen Mitteln hat das Büro eine ruhige, unaufgeregte Atmosphäre geschaffen: während am Rand eine kräftige Kante klar die Grenze markiert, durchziehen ganz leichte Stufen als feine Linien die Rasenfläche und schafft so einen leisen, poetischen Raum.

Bertel Bruun | Bruun & Möllers | Hamburg

Bertel Bruun (*1964) hat an der Königlichen Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen zuerst Architektur studiert. Seit 1995 ist er als selbständiger Landschaftsarchitekt tätig und betreibt mit Moritz Möllers das Büro Bruun & Möllers mit Sitz in Hamburg. Seit 1996 ist er Gastdozent an der Uni Kassel. In Freiburg gestaltet er die Freiflächen im Umfeld des neuen Rathauses im Stühlinger und plant die Außenanlagen der neuen Volksbank Freiburg (Hadi Teherani Architects, Hamburg, Baubeginn 2018).

Bruun & Möllers Landschaftsarchitekten GmbH & Co.KG l Hamburg
www.bm-la.de