• Wohnheim Merzhauser Strasse © Yohan Zerdoun
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GemeinschaftsWerk

ARGE Architekten | Freiburg

Joachim Franz und Heinz Geyer | Franz und Geyer Architekten | Freiburg

Wolfgang Stocker und Silke Stocker-Dewes | stocker.dewes architekten | Freiburg

Jochen Weissenrieder | Weissenrieder Architekten | Freiburg

Im Herbst 2015, in der Hochzeit der Flüchtlingskrise, wurden drei bis dato unabhängig voneinander arbeitende Architekturbüros von der Stadt Freiburg gebeten eine Lösung zu erarbeiten, um in kürzester Zeit 1000 Geflüchteten ein Obdach zu geben.
Franz und Geyer Architekten, Jochen Weissenrieder Architekten und stocker.dewes architekten taten sich als ARGE Architekten Freiburg zusammen und gingen die Aufgabe an, sodass im April 2016 der erste von drei Unterkunftsstandorten zum Bezug übergeben werden konnte.

Im Anschluss an die Vorstellung dieses spannenden Projektes gibt es einen Einblick in die Arbeiten der einzelnen Büros.

Gemeinsam sind wir stark

Drei Freiburger Architekturbüros bewiesen, dass man Unterkünfte für Flüchtlinge schnell und günstig bauen kann, ohne einfach Metallcontainer hinzustellen

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

Im Herbst 2015, in der Hochzeit der Flüchtlingskrise, wurden drei bis dato unabhängig voneinander arbeitende Architekturbüros von der Stadt Freiburg gebeten, gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten, um in kürzester Zeit 1.000 Geflüchteten ein Obdach zu geben.
Franz und Geyer Architekten, Jochen Weissenrieder Architekten und stocker.dewes architekten taten sich als ARGE Architekten Freiburg zusammen und gingen die Herausforderung an, sodass im April 2016 der erste von drei Unterkunftsstandorten zum Bezug übergeben werden konnte. Das klingt einfacher als es war. Wer hat schon Erfahrung mit dem eigentlich gar nicht existierenden Bautyp Flüchtlingsunterkunft? Es gab kaum bewährte Modelle aus der Vergangenheit, auf die man zurückgreifen konnte. Klar war den Architekten nur, dass sie etwas Nachhaltigeres und einen würdigeren Ankunftsort bauen wollten als die üblichen Metallcontainer. Modular sollte das System sein – das verlangte allein schon der Kosten- und Zeitdruck. Dadurch konnte die Raumaufteilung flexibel gehandhabt werden und an den Bedarf der Wohneinheiten sowie den Bedingungen des Bauplatzes – alle drei Grundstücke waren nicht erschlossen – angepasst werden. Schnell hat sich bei den Planern der Massivholzbau durchgesetzt: Holz war verfügbar und man konnte mit lokalen Handwerkern arbeiten. Um lange Lieferzeiten zu vermeiden, klärten die Architekten zuerst ab, was in den lokalen Holzlagern verfügbar war und entwarfen dann erst die Fichtenholzelemente aus 6 und 9 cm dickem Brettsperrholz. Vier Zimmereien fertigten insgesamt 700 Module an.

„Für lange Diskussionen blieb einfach keine Zeit“

ARGE Architekten | Freiburg

So entstanden auf den Baustellen in Tiengen, an der Gundelfinger Straße in Zähringen sowie an der Merzhauser Straße in wenigen Wochen Bauzeit Freiburgs erste Flüchtlingsunterkünfte in Holz. Strukturell fast identisch, wurden die Fassaden an jedem drei Standorte durch die Büros jedoch unterschiedlich gestaltet. Jeder Raum, egal ob Küche oder Schlafzimmer, ist 16 qm groß. Bei Bedarf, z.B. für größere Aufenthaltsräume, können Wände ausgesägt werden. Für den Boden wählten die Architekten einen mit einer speziellen Technik abgewalzten Gußasphalt.. Die einfachen Materialabfolgen und Verbindungen ermöglichen, dass die Container, da sie ja von vornherein temporär konzipiert waren, rückstandslos abgebaut und für andere Zwecke woanders wieder aufgebaut werden können. Für eventuelle andere Nutzungen wurde das Erdgeschoss etwas höher geplant, sollte einmal eine Kita oder ein Büro dort einziehen. Tatsächlich wohnten in der Zähringer Unterkunft übergangsweise auch Studierende.
Eine große Leistung, dass ein nicht eingespieltes Team aus drei Architekturbüros, in so kurzer Zeit eine derartige logistische Herausforderung meisterte. Dieser enorme Kraftakt, so betonten die Architekten war nur durch den Zusammenschluss mit lokalen Handwerksbetrieben möglich. Es wäre schön, wenn dieses Modell Schule machen und zum Vorbild für weitere Bauten dieser Art würde. Interessanterweise waren am Ende die Holzcontainer an den drei Standorten schneller aufgebaut als die inzwischen rar gewordenen Metallcontainer am Kappler Knoten in Littenweiler.

Die drei Architekturbüros ergänzten sich optimal, alle Beteiligten konnten von den Erfahrungen der anderen profitieren.
Weissenrieder Architekten existiert seit 2010. Regionale und ausgezeichnete Projekte sind das Grundbuchamt in Emmendingen oder der Forststützpunkt Sankt Peter. Das Büro hat Schulbauten im Portfolio und besitzt Erfahrung im Holzbau. Franz und Geyer führen ein ähnlich großes Büro in Freiburg. Das Büro hat viele Projekte im sozialen Wohnungsbau realisiert, so etwa die Wohnungen am Laubenweg, in der Berliner Allee oder Bugginger Str. 2. Die Partner Joachim Franz und Heinz Geyer betonten – auch an ihren eigenen Projekten – dass sie Monostrukturen, geringe Durchmischung und die geringe Flexibilität bei den Sozialwohnungsbauten für ein großes Problem halten. stocker.dewes architekten arbeiten zu zweit mit ein bis zwei Mitarbeitern. Sie erregten mit einem ehemaligen Pferdestall, den sie zum eigenen Büro- und Wohnhaus umbauten, überregional Aufmerksamkeit.

ARGE Architekten | Freiburg