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Wandel in der Münsterbauhütte

Mittagsführung mit Freiburgs neuer Münsterbaumeisterin Frau Dr. Anne-Christine Brehm

Die Freiburger Münsterbauhütte bietet einen vielseitigen Blick hinter die Kulissen des Baus, der Erhaltung und der Sanierung des Freiburger Münsters. Es ist ein Steinmetzbetrieb mit 800-jähriger Tradition, bestehend u. a. aus Werkstatt, Museum, Stein- und Gipsdepot. Frau Dr. Brehm zeigt auf, wie der Wandel der Zeit auch in der Münsterbauhütte Alternativen hervorbringt.

Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Architekturtage 2021 Alternativen? Architektur! | Alternatives? Architecture! in Kooperation mit dem Europäischen Architekturhaus Oberrhein statt.

Kooperation

Die Münsterbauhütte setzt auf traditionelles Steinmetzhandwerk - Aufgaben, Organisation und Ort veränderten sich

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

Im Rahmen der Architekturtage lädt das Architekturforum traditionell zur Mittagsführung ein. Dabei stellen bekannte Freiburger Persönlichkeiten ihre Lieblingsgebäude vor. Dieses Jahr hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, die neue Münsterbaumeisterin – Dr. Anne-Christine Brehm – kennenzulernen. Seit Juli 2021 ist sie im Amt und ein kurzer Exkurs durch ihren Lebenslauf zeigt, dass die Spätgotikspezialistin bestens vorbereitet ist, die in den nächsten Jahren anstehende Sanierung des spätgotischen Chors am Freiburger Münster zu begleiten.

Neben dem Münster ist zurzeit ihr Arbeitsplatz, die Münsterbauhütte mit Werkstatt, Verwaltungsräumen, Museum, Stein- und Gipsdepot ihr Lieblingsgebäude. Seit 1911 befindet sich die Münsterbauhütte auf dem Areal eines ehemaligen Kutschereibetriebs an der Ecke Schoferstraße/Schlossbergring. Die Werkstatt war bis in die 1970er Jahre in der ehemaligen Wagenremise untergebracht und zog nach deren Abbruch Anfang der 1970er Jahre in das Eckgebäude mit neogotischer Fassade. Doch nicht nur der Arbeitsort der Bauhütte veränderte sich in der Zeit ihres 800-jährigen Bestehens, auch deren Aufgaben. Die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bauhütte konzentrieren sich heute auf den Erhalt und die Restaurierung der Außenfassade. Aktuell beschäftigt man sich im Rahmen der Chorsanierung mit dem Austausch der neogotischen Strebepfeileraufsätze. Sie sind durch die Verwendung eines schlecht haltbaren Steins stark zerklüftet und müssen rekonstruiert werden. Doch es wird nicht nur restauriert, sondern auch kreativ gearbeitet:

„Wenn allerdings nicht mehr zu recherchieren ist, wie die ursprünglichen Formen oder Figuren aussahen, werden Neuschöpfungen entwickelt“, erklärte Frau Dr. Brehm.

Einen Wandel gab es auch bei den Verantwortlichkeiten für das Münster. Politische Veränderungen brachten die Eigentümer des Münsters, die Münsterfabrik, im 19. Jahrhundert in Zahlungsschwierigkeiten und sie konnte den Erhalt des Münsters nicht mehr finanzieren. Der Münsterbauverein wurde 1890 ins Leben gerufen und die Bauhütte darin eingegliedert.

Unterstützt wurde die Münsterbaumeisterin bei ihrer Führung von der Kunsthistorikerin Stephanie Zumbrink, die durch die Museumsräume führte. Anstelle der ehemaligen Werkstatt entstand Anfang der 1970er Jahre das heutige Museum, sowie das Stein- und Gipsdepot. Das Museum zeigt u.a. zahlreiche Originalbauteile und informiert über mittelalterliche Bautechniken sowie über die Münstersteinbrüche. Die Museumsarchitektur wurde dabei explizit auf die Sammlung zugeschnitten.

Dr. Anne-Christine Brehm, Freiburger Münsterbaumeisterin
Die Architektin und Architekturhistorikerin studierte und promovierte an der Universität Karlsruhe (heute KIT). Mit ihrer Dissertation über den Freiburger Münsterbaumeister Hans Niesenberger knüpfte sie bereits Kontakte zur Freiburger Münsterbauhütte. Sie forschte u.a. über gotische Baurisse, mittelalterliche Bauhütten und über das Ulmer Münster, war im Basler Architekturbüro Diener und Diener angestellt und lehrte am Karlsruher Institut für Technologie. Bevor Anne-Christine Brehm nach Freiburg kam, leitete sie das Referat „Architektur und Hausforschung“ im Schweizer Freilichtmuseum Ballenberg.