• Projekt Glasi Areal © Rene Roetheli
  • Glasi Areal © Duplex Architekten
  • Mehr als Wohnen © Johannes Marburg

RELATIONALE ARCHITEKTUR | Warum wir die Stadt vom Zwischenraum aus denken müssen

Duplex Architekten AG

Anne Kaestle

Können Qualitäten, die die gewachsene Stadt an gewissen Orten und unter gewissen Bedingungen hervorbringt, künstlich, das heisst über einen Planungsprozess, erzeugt werden? Stadt ist ein Beziehungsgefüge und wir können über Raum nicht unabhängig von den Menschen sprechen, für die er gedacht ist. Denn Räume, auch Stadträume, werden nicht nur durch Architektur gebildet, sie entstehen überhaupt erst im Gebrauch. Der Schlüssel liegt in einer Architektur der Beziehungen, welche die Wirkung von Architektur und nicht ihre Bestandteile in den Fokus rückt.

Duplex Architekten wurde 2007 von Anne Kaestle und Dan Schürch in Zürich, Schweiz gegründet und ist mit weiteren Partnern auch in Deutschland und Frankreich vertreten.


Programm

Begrüßung
Prof. Dr. Martin Haag
Baubürgermeister der Stadt Freiburg

Einführung
Ludwig Eith
Erster Vorsitzender des Architekturforums Freiburg e. V.

Vortrag
Anne Kaestle | Duplex Architekten AG
RELATIONALE ARCHITEKTUR | Warum wir die
Stadt vom Zwischenraum aus denken müssen

Duplex Architekten AG
duplex-architekten.ch

Eine Architektur der Beziehungen

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

Die Freude, wieder einmal in einem größeren Rahmen zu einem Architekturvortrag im Konzerthaus zusammenzukommen, war an diesem Abend bei den über 200 Gästen spürbar. Anne Kaestle von Duplex Architekten nahm ihre Zuhörer mit auf den Weg in die Relationale Architektur.

Ihre Auseinandersetzung mit der Relationalen Architektur „entstand aus der Beobachtung heraus, dem Verlust des Zwischenraums, dass man sich nur mit den einzelnen Baukörpern beschäftigt und der Zusammenhang oft nicht klar wird“, wie Anne Kaestle erläuterte.

Duplex Architekten suchen bereits im Entwurf nach einer Architektur, die mögliche Verbindungen und Beziehungen der zukünftigen NutzerInnen untereinander berücksichtigt. Ein Treppenhaus kann nicht nur einzelnen Stockwerke miteinander verbinden, sondern kann zum Balkon, zur Freilichtbühne oder zu einem Begegnungsort für die BewohnerInnen werden. Anne Kaestle bezeichnet diese Orte als Zwischenräume. Es sind Orte, die zufällige oder absichtliche Begegnungen ermöglichen. Beim Studierendenwohnheim Habitat in Basel ist dieser Ort eine offene Mitte, mit Hof und Treppenanlage, ähnlich eines Pasaje General Paz. Die Mitte funktioniert wie ein großes „öffentliches Wohnzimmer“.

Statt Räume mit festen Zuschreibungen wünscht sich Anne Kaestle mehr Wohnexperimente und -innovationen. Das Hunziker Areal in Zürich ist so ein Experiment. Die einzelnen schiefwinkligen Häuser scheinen zufällig angeordnet, dazwischen bilden sich unterschiedlich große Plätze, Straßen und Gassen, wie in einer kleinen Stadt. Im Clusterhaus von Duplex Architekten leben die BewohnerInnen in großen Wohngemeinschaften, sie reduzieren sich auf kleine private Rückzugsräume und erhalten große Wohnqualität durch gemeinschaftlich genutzte Flächen.

Duplex Architekten sind ein sehr experimentierfreudiges Büro, sie planen Quartiere mit einer hohen städtebaulichen Dichte (Glasi Quartier), öffnen Fassaden über mehrere Stockwerke, trotz einer lärmbelasteten Umgebung (Siedlung Buchegg), beschäftigen sich mit Typologienforschung und gehen neue Wege im Umgang verschiedener Materialitäten (Holzhochhaus Pi). Angelehnt an die berühmten Stahlrahmenkonstruktionen aus dem Chicago der 50iger Jahre wird die Gebäudestruktur in ein innovatives Tragwerkskonzept aus Holz übersetzt.

Alle ihre Projekte vereint, dass sie in den oft eng gesteckten Vorschriften und Bedingungen um die Ecke denken und dabei neue Wohnstrukturen schaffen. Nach Einzug der BewohnerInnen ist das Projekt noch nicht zu Ende. Duplex Architekten interessieren sich dafür, wie es wirklich ist, in den Wohnungen zu leben – denn Räume sind für Menschen gemacht.

Kooperation