Frauen im Gespräch: Regula Lüscher | Die Stadtmacherin

Dipl. Arch. ETH/BDA Regula Lüscher

Mit der Schweizer Architektin, Stadtplanerin und ehemaligen Senatsbaudirektorin von Berlin, Regula Lüscher, beleuchten wir Aspekte von Stadtplanung und Stadtentwicklung, betrachten Kunst und fragen nach Wurzeln, Werdegang und Inspiration. Wir freuen uns auf die persönlichen Perspektiven der Frau, die die Stadtentwicklung von Zürich und Berlin maßgeblich geprägt hat, die geht, wenn es am Schönsten ist und die nun erst recht kreativ wird.

Regula Lüscher | Winterthur
stadtmacherin.ch

Kooperation

Die Stadtmacherin

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

„Am Schluss hängt alles vom Menschen ab.“

Regula Lüscher

Das Netzwerk Architektinnen der Architektenkammer Baden-Württemberg und das Architekturforum Freiburg hatten die Schweizer Architektin, Stadtplanerin und ehemalige Berliner Senatsbaudirektorin im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Frauen im Gespräch“ nach Freiburg eingeladen. Dieses Gesprächsformat möchte Architektinnen sichtbarer machen und einen positiven Blick auf Frauenkarrieren werfen.

Geführt wurde das Gespräch als eine Art Interview, das von der Innenarchitektin Lisa Weinfurtner moderiert wurde. Die Gastgeberinnen hatten viele Fragen an Regula Lüscher vorbereitet, die auch fast immer eine Antwort hatte. Das Publikum konnte sich zudem in Form von schriftlichen Fragen in das Gespräch einbringen.

Gleich zu Beginn des Interviews verriet Frau Lüscher, dass sie eigentlich Journalistin werden wollte, sich dann doch lieber für das Bauen entschied, anstatt über das Bauen zu schreiben. Eine coole Architekturstudentin, die sie während einer Interrailreise in Finnland traf, war ihr ebenfalls ein Vorbild sowie die Architekten Louis Kahn und Aldo Rossi. Während ihres Studiums an der ETH Zürich orientierte sie sich an Frauenfiguren, interessierte sich dafür wie sie entwerfen und in der Öffentlichkeit auftreten.

Besonders wichtig ist ihr ein ehrlicher Dialog und Austausch. Das half ihr bei allen ihren beruflichen Stationen: als junge selbständige Architektin auf der Baustelle, nach ihrer Beförderung im Züricher Hochbauamt mit den älteren Kollegen und während ihrer Berliner Zeit. In Berlin war es vor allem schwierig, da sie sich eine neue Sprache, die der Berufspolitikerin aneignen musste. Die Frage, was sie dort vorgefunden hat, beantwortete sie mit „den größten Kulturschock“. Das Beamtentum und die preußische Verwaltung waren ihr fremd, dazu musste sie lernen mit Macht umzugehen, mit dem Berliner Ost-West-Konflikt und einer permanenten Mangelwirtschaft.

Oft sollte sie schnell über große Bauprojekte entscheiden. Um im Vorfeld verschiedene Meinungen zu hören, führte sie eine Beteiligungskultur ein und gründete das Baukollegium. Sie machte Bauprozesse öffentlich und bezog die Bürgerinnen und Bürger mit ein, um herauszufinden, welche Nutzungen für den Stadtteil wichtig sind. Den anwesenden ArchitektInnen empfahl sie unbedingt ein paar Jahre in der Verwaltung zu arbeiten, denn dort kann man viel bewegen.

Nach 14 Jahren in Berlin, als es „am schönsten war“, gab Frau Lüscher ihr Amt als „oberste Planungschefin“ auf und ging zurück in die Schweiz. Nun bringt sie als Stadtmacherin, Mentorin und Beraterin unterschiedliche Menschen und Blickwinkel zusammen.