• Logements Cathedrale © Bertrand Vernay
  • © Bertrand Vernay
  • Unité © Bertrand Vernay

Raum der Freiheit | Espace de liberté

Sophie Delhay Architecte | Paris

Sophie Delhay

Die Architektur von Sophie Delhay fokussiert sich auf die Nutzung der jeweiligen Bauaufgabe und macht das Zusammenleben von Menschen zur Stellschraube eines jeden Projekts. Ihre Herangehensweise wird von der Erkenntnis begleitet, dass das Gebäude kein Selbstzweck ist, sondern vielmehr der Beginn einer Geschichte, die noch kommen wird und zwangsläufig pluralistisch ist.

Sophie Delhay absolvierte 1999 die ENSAP in Lille und wurde 2006 Preisträgerin des Nouveaux albums des jeunes architectes. Sie war Mitbegründerin von boskop architect (2004-2008) und Projektleiterin einer von der Presse gefeierten Wohnanlage mit 55 experimentellen Wohneinheiten in Nantes.

Anfang 2010 gründete sie ihr eigenes Architekturbüro sophie delhay architecte in Paris. Seit 2012 unterrichtet sie an der École nationale d’architecture in Nantes, seit 2014 ist sie an der École nationale d’architecture in Versailles. 2022 wurde sie für den renommierten Schelling Architekturpreis nominiert.

Vortrag in französischer Sprache mit Übersetzung ins Deutsche.

Centrée sur les usages, l’architecture de Sophie Delhay fait du „vivre ensemble“ un levier de projets, un préalable à partir duquel le paysage, la ville et l’architecture peuvent prendre forme. Plus qu’un objectif, cette communauté d’usage devient la condition d’une écologie aussi bien sociale qu’environnementale.

Conférence en langue française avec traduction en allemand.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Architekturtage 2022 Architektur und Ressourcen | Architecture et ressources in Kooperation mit dem Europäischen Architekturhaus Oberrhein und dem Centre Culturel Français Freiburg statt.

Kooperation

Sophie Delhay Architecte | Paris
sophie-delhay-architecte.fr

Wohnungsbau mit Gestaltungsfreiheit

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

Die gemeinsame Vortragsreihe des Architekturforums und des Centre Culturel Francais im Rahmen der Trinationalen Architekturtage hat Tradition. In diesem Jahr ist den Veranstaltern gelungen, die französische Architektin Sophie Delhay nach Freiburg einzuladen, deren Arbeiten in Frankreich für Aufsehen gesorgt hat. Moderiert hat die Veranstaltung der Freiburger Architekt Michael Gies.

Die an der ENSAP in Lille studierte Architektin mit eigenem Büro in Paris konzentriert sich seit längerer Zeit auf Wohnungsbauthemen. Sie möchte das starre Korsett der Vorschriften im Wohnungsbau aufbrechen und Freiräume ausloten, um diese an die Bewohner*innen weiterzugeben. Inspirieren lassen hat sich Sophie Delhay von der brasilianischen Architektin Lina Bo Bardi, deren Vision eines „Raums der Freiheit für die Bewohner*innen“ ihr ein Vorbild ist.

Sophie Delhay setzt sich intensiv mit der Art und Weise des Zusammenlebens auseinander, das heutzutage oft nicht mehr aus einer traditionellen Familie besteht, sondern wesentlich flexibler und beweglicher geworden ist. Darauf basiert ihr Entwurf des sozialen Wohnungsbauprojekts „240 Zimmer“ - Unité(s) in Dijon. Für das Projekt entwickelte sie das Zimmer als kleinstmöglicher Maßstab, ein Quadrat in der Größe 3,6 m x 3,6 m. Es gibt kein Wohn- oder Schlafzimmer mehr, sondern „schöne Zimmer“. Diese lassen sich zu verschiedenen Grundrisstypen zusammensetzen. Die Nutzungszuschreibung der Räume lässt die Architektin offen und kann je nach Wohnbedürfnis von den Bewohnern festgelegt werden. Große Schiebetüren zwischen den Zimmern ermöglichen geöffnete oder separierte Räume. Das Prinzip der Zimmer prägt auch die Fassadengestaltung. Jedes Zimmer hat in der Mitte ein Fenster. Dadurch befinden sich 120 Fenster eines Typs an der Straßenseite und 120 eines anderen Typs auf der Hofseite. An den Seiten ist das Gebäude abgetreppt und ermöglicht zusätzliche Terrassen.

Ein weiteres Projekt, dass die Architektin als „32 erweiterbare Wohnungen“ - Logements-Cathédrale vorstellt, ist ebenfalls ein sozialer Wohnungsbau in Dijon. Da die Möglichkeiten den Wohnungen etwas Besonderes zu geben begrenzt war, hat sie einem kleinen Teil der Wohnung eine doppelte Höhe gegeben, die wiederum das Motiv für die Fassadengestaltung gab. Dazu musste an anderer Stelle die Baukosten reduziert werden, zum Beispiel bei den unbearbeitet belassenen Wänden und den Böden in Sichtbeton. Bei zukünftig erweiterten Nutzungsbedarf kann eine nachträglich in die hohen Räume eingefügte Deckenplatte den Wohnraum vergrößern.

Sophie Delhay ist eine Architektin, die gängige Standards im Wohnungsbau hinterfragt und im Sinne der Gestaltungsfreiheit für die Bewohner neu denkt. Dafür wurde sie bereits mit mehreren Architekturpreisen ausgezeichnet.