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15 Jahre ungebaute Stadt

BRYUM GmbH | Basel

Daniel Baur | Michael Oser

Vor rund 15 Jahren gründeten Daniel Baur und Michael Oser ein Büro für Landschaftsarchitektur. Ihr Gründungsmotiv war die Überzeugung, dass die sogenannte «ungebaute Landschaft» in der Stadtentwicklung von ebenso großer Bedeutung ist, wie die gebaute.

Damals verstanden sie unter diesem Ansatz, Prozesse der Planung, Kommunikation und Partizipation im urbanen Freiraum durch Interventionen räumlich sichtbar zu machen.

Obwohl der Begriff «urbane Interventionen» mittlerweile aus dem Namen des Büros verschwunden ist, bleibt ihre Überzeugung der prozesshaften Stadtentwicklung bestehen.

BRYUM GmbH | Basel
www.bryum.org

Auf Mission Planungsprozesse zu verändern

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

Das Basler Büro BRYUM ist nicht nur ein Landschaftsarchitekturbüro im klassischen Sinn, sondern auch bekannt für seine vielen urbanen Interventionsprojekte. Sie stoßen partizipative Prozesse an und begleiten diese. Gemeinsam mit den Beteiligten gestalten sie öffentliche Räume mit dem Ziel, dass sich diese Projekte auch ohne das Zutun der Planer weiterentwickeln können.

In ihrem Vortrag blicken die beiden Gründer des Büros, Daniel Baur und Michael Oser, auf ihre nahezu 15-jährige Büroexistenz zurück und setzen sich mit den Fragen „Ist Zukunft planbar? Ist Zukunft baubar?“ auseinander. Sie sind ursprünglich gestartet mit klassischen Planungsabläufen. Die Wünsche der Beteiligten wurden berücksichtigt und eine fertige Planung präsentiert. Allerdings funktionierte das nicht immer, wie zum Beispiel die Pausenhofgestaltung beim Schulhaus Sandgruben in Basel zeigt. Trotz einer intensiven Gestaltungsplanung der Hoffläche mit robusten, wasserdurchlässigen und grünen Zonen, gepflanzten Bäumen und zahlreichen Sitzmöglichkeiten ist der Schulhof weder bei den Kindern und noch beim Unterhalt sehr beliebt. Ihre Arbeitsweise der Partizipation führte mitunter auch in eine Sackgasse. Die Freiraumplanung „Hintergärten Riehen“ ist in ihrer Umsetzung auf halber Strecke stecken geblieben, wegen mangelndem Interesse und Teilnahme der angrenzenden Bewohner*innen.

Aus diesen Niederlagen haben Sie sich neue Strategien erarbeitet, sich kleine Ziele gesetzt und Orte kurzfristig verändert. Städtische Plätze erhielten durch eine temporäre Wasserinstallation für eine kurze Zeit ein neues Gesicht, partizipative Tagesprojekte brachten unterschiedliche Akteure zusammen. Aktionen, die für unmöglich gehalten wurden, wurden zeitlich begrenzt getestet; Projektplanungen, die vor einigen Jahren angestoßen wurden, werden laufend verändert, da die Anforderungen heute andere sind.

Für ein nachhaltiges Energieversorgungsunternehmen haben sie „Werte geplant“, indem Sie für einen Campus den Re-Use-Gedanken komplett umsetzen konnten. Es wurden nur Materialien verwendet, die in einem Umkreis von 10 km gefunden wurde. Für dieses Projekt brauchte es einen mutigen Bauherrn und einen Entwurf außerhalb der Norm.

Aktuell befinden sich die beiden Landschaftsarchitekten in einer Art „Sinneskrise“, ausgelöst durch den aktuell laufenden Wettbewerb für den Bahnhofsplatz in Dietikon, bei dem das Bebaute nach nur 30 Jahren abgerissen und durch Neues ersetzt werden soll. Die schnelle Veränderung des Zeitgeistes und der Gesellschaft veranlasste Sie sich zu fragen: „Wie planen wir, wenn es nicht eine Zukunft gibt?“ Oder ist es sinnvoller nicht zu bauen, eine Lösung für den Bestand zu finden? Für ihre Abschlussfrage ist die Antwort noch nicht gefunden: „Es scheint so, als könnte man nicht, nicht bauen. Und wenn doch?“