• Forschungshäuser Bad Aibling © Schels, Lanz/PK Odessa
  • Forschungshäuser Bad Aibling © Schels, Lanz/PK Odessa
  • Haus in Mitterfischen © Schels, Lanz/PK Odessa
  • Haus in Mitterfischen © Schels, Lanz/PK Odessa
  • Haus in Mitterfischen © Schels, Lanz/PK Odessa

einfach (um)bauen 

Florian Nagler Architekten GmbH | München

Prof. Florian Nagler

"Die Frage, wie wir das Bauen wieder entkomplizieren und weniger auf den Einsatz von Technik, als wieder mehr auf die ureigenen Leistungen der Architektur setzen können, beschäftigt mich seit Jahren intensiv. Unser Forschungsprojekt „einfach bauen“ an der TU München hat uns hier eine Tür geöffnet zu einer Vielzahl von Möglichkeiten, wie wir in Zukunft verantwortungsvoll bauen und darüber hinaus vielleicht auch eine neue Architektursprache entwickeln können." Florian Nagler

Florian Nagler, geboren 1967 in München, leitet seit 2001 mit Barbara Nagler das Büro Florian Nagler Architekten. Seit 2010 ist er Professor für Entwerfen und Konstruieren an der TU München. Seine Bau- und Forschungsprojekte widmen sich der Frage, was heute umweltgerechtes Bauen bedeutet.

Programm

Begrüßung
Prof. Dr. Martin Haag
Baubürgermeister der Stadt Freiburg

Einführung
Jochen Weissenrieder
Erster Vorsitzender des Architekturforums Freiburg e. V.

Vortrag
Prof. Florian Nagler
Florian Nagler Architekten GmbH
einfach (um)bauen

Im Anschluss an den Vortrag laden wir Sie herzlich zu einem Empfang ein.

Eintritt frei | begrenzte Platzzahl
Parkmöglichkeiten | Konzerthausgarage, Bahnhofsgarage

Florian Nagler Architekten GmbH | München
www.nagler-architekten.de

Kooperation

Langlebige robuste Gebäude, die gemocht werden

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

Wieviel Technik muss in ein Haus? Wie viele DIN Normen müssen umgesetzt werden? Welche Baumaterialien sind sinnvoll? Wie reduziere ich den CO2-Fußabdruck eines Gebäudes? Mit diesen grundsätzlichen Fragen des Bauens beschäftigt sich Florian Nagler, Münchner Architekt und Professor für Entwerfen und Konstruieren an der TU München.

Ein voller Saal und ein kurzfristig eingerichteter Livestream für alle, die nicht vor Ort dabei sein konnten, zeigte, dass sich viele Interessierte von seinem Thema „einfach (um)bauen“ inspirieren lassen wollten.

„Nachhaltig und sparsam mit Dingen umgehen, Dinge verwenden, die schon da sind“. Von dieser Haltung ist der Architekt, der vom ländlichen Raum und seinem Handwerk geprägt wurde, überzeugt. Einfaches und reduziertes Bauen gab es bei Florian Nagler bereits vor den Forschungshäusern in Bad Aibling. Für einen Freund, den Künstler Peter Lang, entstand ein minimalistisches und kleines Reiseatelier. Noch radikaler in der Reduktion ist der Entwurf des Atelier-, Werkstatt- und Lagergebäudes für den Künstler in Gleißenberg: das einfach ausgestattet ist und dessen Lager nahezu im Rohbau belassen wurde.

Das gemeinsam mit Hermann Kaufmann entworfene und 2015 fertiggestellte Schmuttertalgymnasium in Dierdorf ist bereits ein Forschungsprojekt und wurde 3 Jahre mit einem Monitoring begleitet. Für rund 1.000 Schüler*innen sollte eine Schule aus Holz, in Plusenergiestandard und mit einem modernen Lernkonzept realisiert werden. Neben der Energieeinsparung ging es bei dem Projekt auch um ressourceneffizientes Bauen und dem Bau eines CO2-neutralen Gebäudes. Allerdings brachte die Komplexität der Gebäudetechnik die Planer, Haustechniker und Bauherren an ihre Grenzen.

Anhand des Forschungsprojekts in Bad Aibling, einem Projekt der TU München, versuchte ein Team aus Architekten und Ingenieuren unter der Leitung von Florian Nagler herauszufinden, ob bauen auch wieder einfach sein kann. Dazu wurden drei ähnliche Wohnhäuser in einfachen, robusten und trennbaren Baumaterialien errichtet: aus Holz, Beton und Ziegel. Im Vorfeld wurde über die optimale Raumhöhe (rund 3,1 m), die Fensteröffnungen (mehr Wand als Öffnung) und Raumgröße (18m²) geforscht. Das abschließende Monitoring ergab, dass die Häuser durchaus mit hoch technisch ausgerüsteten Gebäuden mithalten können.

Florian Nagler experimentiert und forscht weiter, u.a. mit Lehm/Lehmstein, Stampflehm und Holz. Sein zweites Wohnhausprojekt in Bad Aibling wurde nur noch in einer Holzbaukonstruktion errichtet mit tragenden Innenwänden aus Lehmstein, Stampflehm und recycelten Ziegeln. Auffallend sind die eigens entwickelten Fensterkästen mit herausschiebbaren Fensterläden.

„Dinge wertzuschätzen, auch wenn sie vielleicht nicht so besonders sind“, gekoppelt mit intelligent genutzten Flächen prägen die Umbauten bei Florian Nagler. Das kann ein Wohnhaus aus den 1930er Jahren sein oder eine 600 Jahre alten Kirche, wie die bei einem Brand stark zerstörte Nürnberger Kirche St. Martha. Diese wurde nach dem Brand nicht durch einen Neubau ersetzt, sondern die Mauern erhalten und mit einer neuen filigranen Holzdachkonstruktion wiederhergestellt, ohne Leim, nur mit Schrauben und Dübeln. Am besten wäre es den Umbau bereits im Neubau mitzudenken. Der Neubau der Maschinenhalle in Irschenhausen ist so konstruiert, dass die Scheune, wenn sie einmal nicht mehr für die Landwirtschaft benötigt wird, zukünftig problemlos umgenutzt werden kann.

Das Interesse ist groß, andere Wege beim Bauen zu suchen. Dies erfährt Florian Nagler regelmäßig von seinen Student*innen. Zusammen mit ihnen arbeitet er seit 2017 an einem weiteren Forschungsprojekt: drei Häuser für studentisches Wohnen auf dem Campus der TU München in Garching, die kurz vor der Realisierung stehen.