• Shah House © Javier Callejas
  • Town Hall Complex © Javier Callejas
  • Wall House © Javier Callejas
  • Urban Eco Community © Javier Callejas

Rethinking Urban Materiality: Time as a Resource

Anupama Kundoo Architects | Berlin

Prof. Dr. Anupama Kundoo

Vortrag | In Englisch
Abschlussdiskussion | In Deutsch

Our built environment is the physical stage on which all human stories are lived out. This physical stage is the historical and ongoing manifestation of human imagination operating within real (or, imaginary!) constraints.

Anupama Kundoo advances the idea that architectural imagination must transcend design and enter the realms of materials science and economics where some of the bigger questions reside.

She will discuss the thrust of her inquiries which have been to find practical ways to fulfill the universal human aspiration for refuge, purpose, and social engagement through extensive material research and experimentation.
She will discuss 'Human Time as a Resource' in the quest for new materiality and critically examine the way the time value of money has nudged us towards code-based design and the industrialized production of building components and, sometimes, even entire buildings themselves.
She will discuss materiality and consumption of finite natural resources alongside their impact on human wellbeing and human resourcefulness.

Anupama Kundoo Architects | Berlin
www.anupamakundoo.com

Auf Zeit basierende Architektur

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

Was hat Zeit mit nachhaltigem und wirtschaftlichem Bauen zu tun und wie lässt sich Architektur neu denken? Die in Berlin, Pune und Pondicherry tätige und an der Fachhochschule Potsdam lehrende Architektin Anupama Kundoo widmete sich in ihrem Vortrag dem Thema „Zeit als Ressource“.

Seit der Gründung ihres eigenen Architekturbüros 1990 in Auroville experimentiert Anupama Kundoo mit unterschiedlichen Materialien und beschäftigt sich mit dem traditionellen indischen Handwerk. Für die Realisierung ihrer Projekte greift sie auf das vor Ort vorhandene Baumaterial, wie Lehm, Stein oder Bambus zurück und findet neue Wege dies zu nutzen: getöpferte Tonschalen werden zu Deckenelementen, an Blumentöpfe erinnernde Tonröhren bilden ein Dachgewölbe oder alte Glasflaschen werden in Wände eingebaut. Viele dieser experimentellen Projekte wie das „Wall House“ entstanden in Auroville, einer indischen Planstadt, die 1968 als soziales und architektonisches Experiment mit Einwohnern aus vielen Nationen begann und seitdem stetig wächst.

Ihre Architektur basiert auf den Ressourcen Mensch und Zeit, die im Gegensatz zu den Materialvorkommen nicht begrenzt sind. Sie investiert viel Zeit auf die Suche nach dem richtigen Material und in den kreativen Prozess. „Oft denkt man, dass es billiger ist, Material zu importieren, aber durch Wissen, Material und Manpower vor Ort stimmt das oft nicht.“ Für den Bau der „Homes für Homeless Children“ in Pondicherry, einem ihrer sozialen Bauprojekte, nutze sie die Erde der Umgebung, um daraus Ziegel zu formen. Diese wurden zu einem kuppelförmigen Haus aufgerichtet und an Ort und Stelle als Ganzes gebrannt.
Ein großer Teil ihrer Arbeit widmet sich der Materialforschung. Mit ihren Student*innen experimentiert sie u.a. mit Ferrozement. Bei Anupama Kundoo werden aus dünnen Betonschichten gefaltete Pavillons oder Toilettenhäuschen. Sie ist überzeugt davon, dass man mit nahezu jedem Material Architektur gestalten und bauen kann. Für das Projekt „The Library lost books“ in Barcelona kreierte sie anstelle eines geschlossenen Pavillons Bäume mit ausgedienten Büchern als Blätterdach.

Auf der Biennale in Venedig 2012 und zahlreichen Ausstellung u.a. im dänischen Louisiana Museum of Modern Art, 2021, konnte sie ihre Architektur, die im Gegensatz zur westlichen High-Tech-Architektur steht, einem großen Publikum vorstellen. Im Rahmen ihrer 2021 begonnenen zweijährigen Gastprofessur am Karlsruher Institut für Technologie widmet sie sich der Frage, wie durch einen nachhaltigen Umgang mit Materialien verantwortungsvoll gebaut werden kann, bzw. wie die Kreislaufwirtschaft in der Architektur gelingen kann.

Den anwesenden Architekt*innen gab sie mit auf den Weg, das experimentelle Lernen nicht zu vergessen, Dinge zu hinterfragen und das eigene Denken nicht zu verlieren.