• © PIK Karkow 2020
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Die Rekonstruktion der Zukunft: Klimapositiv bauen

Hans Joachim Schellnhuber

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Einen Klimawandel, der gravierende Auswirkungen hat, können wir nicht mehr abwenden. Im günstigsten Szenario wird die Erderwärmung knapp oberhalb von zwei Grad gestoppt und dann in den nächsten 200 Jahren langsam, Zehntelgrad um Zehntelgrad, wieder rückgängig gemacht werden. Dies kann unter anderem über das Zusammenspiel von nachhaltiger Forstwirtschaft und biobasierter Bauwirtschaft gelingen.

Das Buch “Reconstructing the Future: Cities as Carbon Sinks” bietet hierzu einen umfassenden Überblick.

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hans Joachim Schellnhuber ist Gründer und Ko-Geschäftsführer von Bauhaus Erde gGmbH und Direktor Emeritus des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Begrüßung |
Martin Horn
Oberbürgermeister der Stadt Freiburg

Kooperation

Holz als Baustoff für eine klimagerechte Baukultur

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

Architektur und Stadtplanung müssen sich radikal verändern. Ein Anliegen des weltweit renommierten Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber besteht darin, dass Gebäude, Städte und Landschaften unser Ökosystem restaurieren.

Seit über 40 Jahren arbeitet der ehemalige Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Co-Gründer und Geschäftsführer des „Bauhaus der Erde“ Hans Joachim Schellnhuber auf dem Gebiet der Klimaforschung. Er hat über 300 wissenschaftliche Artikel zu klimatischen Forschungsergebnissen veröffentlicht und ist ein gefragter Berater in der Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Nach Freiburg ist er gekommen, um über eine zukunftsfähige Bauwirtschaft zu sprechen.

Begrüßt wurden die über 150 Interessierten von Oberbürgermeister Martin Horn, der allen einen Vortrag mit viel Wissensgewinn wünschte und die Zuhörenden ermutigte, Impulse des Vortrags aufzunehmen und in die Praxis umzusetzen.

Hans Joachim Schellnhuber fordert ein Umdenken beim Bauen. Stahlbeton sollte weitgehend durch organische Baustoffe wie Holz oder Bambus ersetzt werden, um weitere klimaschädliche Emissionen zu vermeiden. In wenigen Worten beschreibt er, dass das Leben auf der Erde bedroht ist, wenn die Erderwärmung längerfristig über zwei Grad steigt. Um die Erderwärmung zu stoppen und sogar rückgängig zu machen, setzt der Klimaforscher auf die Photosynthese. Mittels großflächiger Aufforstung und dem massiven Einsatz von Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen könnte das CO2 aus der Atmosphäre gefiltert werden und im optimalen Fall die Konzentration des Kohlendioxids in der Atmosphäre auf das vorindustrielle Niveau gesenkt werden.

Mit dem Bild des Elefanten im Klimaladen verweist er darauf, dass das Bauwesen für rund 40% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, 90% der mineralischen Ressourcen verbraucht und 55% der Abfälle in den entwickelten Ländern beim Bauen anfallen. Für ihn steht fest: Die Zukunft wird heute entschieden. „Was jetzt richtig gebaut wird, gibt eine signifikante Chance, die Menschheit in die Zukunft zu führen.“ In wenigen Jahrzehnten werden viele neue Millionenstädte entstehen, für die es neue Ansätze braucht. Die Städte müssen in „gebaute Wälder“ verwandelt werden, um dadurch als CO2-Speicher klimapositiv zu werden.

Mit seiner Initiative des „Bauhaus der Erde“ hat Schellnhuber eine Bewegung ins Leben gerufen mit dem Ziel, die gebaute Umwelt in den nächsten Jahrzehnten nachhaltig zu transformieren. Wie das von Walter Gropius vor über 100 Jahren gegründete Weimarer Bauhaus will das „Bauhaus der Erde“ unterschiedliche Disziplinen und Perspektiven zusammenbringen, das Bauen ganzheitlich denken und ökologisch nachhaltige, sozial gerechte und ästhetisch ansprechende Bauten gestalten. Bauen, Wohnen, Leben als Gemeinschaftsprojekt und dabei die Schönheit der organischen Architektur wiederentdecken.

Dass zunehmend mehr Holzbauten entstehen und durch unterschiedliche Allianzen neu Ideen entwickelt werden macht ihm Mut. Die Stadt Freiburg hat mit ihren bereits realisierten Holzbauprojekten den Einstieg in den Holzbau gefunden.